„Nachts im Museum“? – Nein, nachts in der Schule!

Lange Mathe-, Musik- und Theaternacht in der KGS Hambergen (23./24.11.18)

„Nachts im Museum“? – Nein, nachts in der Schule!

Gewimmel auf den Gängen, Gesang aus der Mediathek, Regieanweisungen in der Mensa, ein „Hurra, jetzt haben wir die Lösung“ im PC-Raum – und das alles nachts in unserer Schule! Was war da los?

Die „Lange Nacht der Mathematik“ zog erneut etwa 40 SchülerInnen in ihren Bann und in die Schule. Sie setzten sich zusammen mit sechs Lehrkräften und zwei Vätern mit anspruchsvollen Knobelaufgaben auseinander und fanden (zumeist) die richtige Lösung. „Grün oder rot?“, lautete immer wieder die spannende Frage. Ist unsere Lösung richtig und kommen wir in die nächste Runde oder müssen wir noch einmal neu an die Aufgabe? Da rauchte doch schon mancher Kopf. Zwischendurch Gummibärchen als Nervennahrung oder Kaffee und Cola zum Wachbleiben. Verdienter Lohn: In den Doppeljahrgängen 7/8 und 9/10 erreichten die Gruppen die 3. Runde. Das schaffte nur ein kleiner Teil der insgesamt fast 6000 SchülerInnengruppen, die bundesweit diese Nacht zur „Nacht der Mathematik“ machten. Und wie immer dabei: „Eddy“, der Hund von Frau Wiechert. Weitere Informationen zur „Langen Nacht der Mathematik“ findet man unter https://www.mathenacht.de/ .

Insgesamt etwa 50 SchülerInnen aus den Jahrgängen 6 bis 10 nutzten die Nacht zum intensiven Üben für das Weihnachtskonzert am 20.12.18. Die Musikklasse 6.1 probte verschiedene Lieder, andere Kinder übten in kleinen Gruppen, die Instrumentalisten beschäftigten sich intensiv mit ihren Begleitstimmen oder geplanten Soli. Dazu das Erlebnis der gemeinsam verbrachten Nacht in der Schule inklusive Taschenlampenerkundung einer einem doch eigentlich vertrauten Umgebung und gemeinsamem Frühstück nach einer nicht wirklich langen (oder eben doch sehr langen) Nacht. Auf die Ergebnisse der Probennacht beim Weihnachtskonzert können wir uns schon alle freuen. Seien auch Sie herzlich willkommen am 20.12.18. Weiter Informationen finden Sie bald auf der Homepage.

„1, 2, Test…“ klingt es noch spät abends durch die Mensa. Scheinwerfer erhellen die Bühne in weißem, rotem oder grünem Licht; Theater- und Technik-AG hielten sich ebenfalls in der Schule auf, um ihr Stück intensiv zu proben und Dinge einzuüben, wie es in dem montäglichen vierten Block so nicht zu schaffen ist – und alle 35 SchülerInnen aus dem 9. Jahrgang sind gekommen. Und das in der Nacht von Freitag auf Sonnabend, eine beachtliche Leistung, ein beachtliches Engagement.
Allen beteiligten Lehrkräften, SchülerInnen und UnterstützerInnen gebührt ein herzliches Dankeschön für ihren herausragenden Einsatz, der weit über das eigentlich Erwartbare hinausgeht. Und das alles gemeinsam für unsere Schule! Eine tolle Leistung aller Beteiligten!

 

Lange Nacht der Mathematik

Knobeln bis zum Morgengrauen

Milena Schwoge

76 Schüler von IGS und KGS haben an der bundesweiten Langen Nacht der Mathematik teilgenommen. Gemeinsam knobeln, raten, ausprobieren und nicht nach Schema F vorgehen – darum ging es bei der Aktion.

Eine Gruppe von Schülern des sechsten Jahrgangs an der IGS rechnet und löst die Aufgaben gemeinsam. (Shirin Abedi)
Landkreis Osterholz. Es ist kurz vor Mitternacht. Während der Großteil der Kreisstadt im Dunkel der Nacht versinkt, brennt in den Räumen der Integrierten Gesamtschule (IGS) Licht. Im Schlafanzug huschen einige Schüler über die Flure; aufgeregt vergleichen sie ihre Lösungen. In den Klassenzimmern ist es dagegen absolut still. Konzentriert sitzen die Schüler vor den Computern. „Die Aufgabe mit den Güterzügen ist blöd“, schimpft einer der Schüler und rauft sich die Haare.

Im Nebenzimmer arbeitet Andrea Stäudte an der ungeliebten Kombinatorik-Aufgabe. Die Mathematiklehrerin gibt nicht auf. „Die Aufgaben sind sehr anspruchsvoll und selbst für uns Lehrer nicht immer einfach zu lösen“, sagt sie. Seit 18 Uhr sitzt sie mit ihren Kollegen und 41 Schülern nun schon vor den Rechenaufgaben. Noch hat es keiner in die zweite Runde geschafft, aber die Nacht ist noch jung. Seit etwa zehn Jahren nimmt die IGS an der Langen Nacht der Mathematik teil, einem bundesweiten Wettbewerb für Schüler des fünften bis 13. Jahrgangs. Mitmachen kann, wer Lust hat – Preise gibt es keine.

In diesem Jahr tritt die IGS mit zwölf Gruppen an. „Die Schüler, die mitknobeln, sind alle sehr leistungsstark. Die Aufgaben sind anders als im Unterricht und verlangen ihnen einiges ab“, sagt Stäudte, die einen gemütlichen Jogginganzug trägt. Durchhaltevermögen sei sehr wichtig. Wie sehr muss jemand Mathe mögen, um sich die Nacht mit Rechnen um die Ohren zu schlagen? „Mathe ist eines meiner Lieblingsfächer. Es macht mir Spaß, den Kopf anzuschalten und zu knobeln“, sagt Lena Rönick. Für die Elfjährige ist es die erste Mathe-Nacht. Von Müdigkeit ist bei der Sechstklässlerin nichts zu spüren. Wen der Ehrgeiz nicht treibt, dem helfen Schokolade, Chips und zuckerhaltige Getränke durch die Nacht.

Analoge und digitale Wege

„Wir kommen bei dieser Aufgabe nicht weiter, Frau Stäudte“, sagt einer der Oberstufenschüler. Bei den Zehnt- bis Dreizehntklässlern ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Die Lehrerin wirft einen flüchtigen Blick auf die Problemaufgabe, aber sie kann den Schülern nicht helfen. „Von Oberstufen-Mathematik habe ich keine Ahnung. Da müsst ihr googlen“, rät Stäudte. In manchen Fällen hilft auch das nicht weiter. Dann greifen Schüler und Lehrer zu praktischen Mitteln, wie der kleine Berg aus Papierschnipseln auf dem Tisch zeigt. „Gesucht ist die ursprüngliche Länge eines Seils, das zuvor gefaltet und an den nicht gefalteten Stellen durchgeschnitten wurde. Um die Aufgabe besser zu verstehen, haben wir sie durchgespielt“, erklärt Stäudte.

Der Wettbewerb geht über drei Runden à zehn Rechenaufgaben. Sobald diese online stehen, können sich die Schüler ins Zahlenabenteuer stürzen. Die große Textmenge lässt dabei zuerst nicht an Mathe denken. „Eine Aufgabe haben wir nur geraten. Das klappt manchmal auch“, gesteht ein Schüler und grinst schelmisch. Knobeln, raten, ausprobieren und nicht nach Schema F die Aufgaben lösen – darum geht’s in dieser Nacht. Und um den Spaß daran. „Ich finde es toll, dass verschiedene Klassen zusammenkommen und gemeinsam rechnen. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, sagt Aileen Kozk. Die Oberstufenschülerin mag Mathematik, auch wenn sie hin und wieder daran verzweifelt. „Manchmal bin ich frustriert, wenn ich eine Aufgabe nicht lösen kann. Aber wenn ich es dann doch schaffe, ist das Glücksgefühl groß“, erklärt sie.

Wie Kozk hat auch Jarrit Weigel schon mehrfach an der Langen Nacht der Mathematik teilgenommen. „Im Vergleich zum Stoff aus dem Unterricht ist es eine Herausforderung. Mir gefällt das logische Denken, das dahinter steckt“, fügt der 17-Jährige hinzu. Seine Schwester Charleen hat der Oberstufenschüler mit dem Rechenfieber bereits angesteckt. Sie tüftelt im Nachbarzimmer mit ihrer Gruppe an den Aufgaben. Wenn es ein Team in die zweite Runde schafft, zieht der komplette jeweilige Jahrgang mit. Sind zu viele der Antworten falsch, setzt es eine zehnminütige Zeit-Sperre bis zur nächsten Eingabe.

Während sich die Jüngeren die Zeit mit Fotos von Tierbabys vertreiben, lesen die älteren Schüler Bücher oder hören Musik. Wer durchhält, kann bis zur Schließung des Online-Portals gegen 7 Uhr morgens knobeln. Nickerchen zwischen Tischen und Stühlen können jederzeit eingelegt werden. Ursprünglich stammt der Wettbewerb aus Schleswig-Holstein; Schulen aus anderen Bundesländern können als Gäste an der Aktion teilnehmen. Sie geht zurück auf eine Initiative von Jochen Carow aus Neumünster, der seit 1971 Mathematik-Arbeitsgemeinschaften anbietet.

In diesem Jahr rechnen 17 808 Schüler von 340 Schulen um die Wette. 35 Schüler der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Hambergen nehmen ebenfalls teil. Unterstützt werden sie von sechs Lehrkräften, zwei Vätern und zwei ehemaligen Schülern. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Schüler eine ganze Nacht lang freiwillig mit Mathematik-Aufgaben beschäftigen. Wir Lehrer sehen, dass das sonst gefürchtete Fach auch mal Spaß machen kann und dadurch anders belegt wird“, freut sich KGS-Fachbereichsleiterin Catrin Wiechert.
Um 1 Uhr zieht Stäudte an der IGS ein Zwischenfazit: „Die Oberstufenschüler rechnen erfahrungsgemäß die Nacht durch; die Jüngeren werden wohl bald schlafen gehen.“ Aber da hat die müde Mathe-Lehrerin die Rechnung ohne die Sechstklässler gemacht. „Wir wollen auf jeden Fall bis 3 Uhr durchhalten“, verkünden dies entschlossen. Was jetzt noch keiner ahnt: Die Aufgaben werden sie sogar bis 6 Uhr morgens beschäftigen. Und das Durchhaltevermögen zahlt sich aus: Die Schüler des sechsten bis achten Jahrgangs erreichen die ersehnte zweite Runde und schaffen danach fast 70 Prozent der weiteren Fragen.

Auch die KGS-Schüler können sich freuen. Die Doppeljahrgänge 7/8 und 9/10 schaffen es sogar in die dritte Runde. Nach der Nachtschicht wartet das Bett auf Schüler und Lehrer. Sie haben nun 359 Tage Zeit, um für den nächsten Mathe-Marathon vorzuschlafen.

Quelle: https://www.weser-kurier.de/region/osterholzer-kreisblatt_artikel,-knobeln-bis-zum-morgengrauen-_arid,1787397.html (28.11.18)