Klimaschutz – Schülerinnen aus Hambergen interviewen Ina Regen und Phil Siemers
Zwei Schülerinnen der KGS Hambergen haben vor dem Konzert am Freitag in der Music Hall ein Interview mit Ina Regen und Phil Siemers geführt. Was das mit dem Wettbewerb „Alle für eine Welt für alle“ zu tun hat.
Von Michael Schön
Marie Heckelen und Renée Lampe schwören auf Rockmusik. Doch aus gegebenem Anlass stehen nun auch Ina Regen und Phil Siemers ganz hoch im Kurs bei den beiden 16-Jährigen. Die Schülerinnen von der KGS Hambergen durften das Singer-Songwriter-Duo interviewen, unmittelbar vor dem Konzert am Freitag in der Music Hall. „Auf der Hinfahrt war ich schon ein bisschen aufgeregt, doch das hat sich beim Betreten der Bühne gelegt“, berichtete Marie Heckelen. Ihre Mitschülerin nickte zustimmend. „Ina und Phil waren sehr entspannt und haben viel Empathie gezeigt. Das hat uns sehr geholfen.“
Die Ergebnisse der Fragerunde sollen in den Beitrag einfließen, mit dem die Klasse 8.3 der Gesamtschule am Wällenberg sich am Wettbewerb „Alle für eine Welt für alle“ beteiligt. Da geht es um Entwicklungspolitik. Das für dieses Jahr gesetzte Thema steht unter dem Motto „Globaler Kurswechsel – sei Du selbst die Veränderung“. In diesem Zusammenhang war Martin Bertke, KGS-Lehrer und häufiger Gast in der Music Hall, auf die Idee gekommen, sich um ein Interview mit den beiden Musikern zu bemühen. Die Kontakte zur Music Hall waren schließlich da. Der Verein, der als Träger für den Klubkonzertbetrieb in Worpswede fungiert, ist 2017 offizieller Projektpate gewesen, als sich die KGS Hambergen (Gesamtschule am Wällenberg) mit Erfolg für das Zertifikat „Schule ohne Rassismus“ bewarb.
Inspiration für Schulwettbewerb
Bertke: „Mit dem Interview haben wir vor allem Inspiration gesucht.“ In der elften Runde des Schulwettbewerbs, der unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht, geht es darum, „mutige und innovative“ Zukunftsvisionen zu entwickeln, um unter dem Druck der globalen Krisen – Pandemie, Kriege, Klima- und Wirtschaftskrise, Inflation – nicht in Hoffnungslosigkeit zu versinken, sondern eigene Handlungsspielräume zu nutzen.
Ina Regen ist bekannt für ihr umweltpolitisches Engagement. Die gebürtige Oberösterreicherin, die inzwischen in Wien lebt, hat sich einem von Musikern aus der gesamten Alpenrepublik unterstützten Appell angeschlossen, der die Politik zum Handeln auffordert, um die Folgen des „Klima-Notstands“ einzudämmen. Er trägt den Namen „Music Declares Emergency“. Phil Siemer wiederum hat ebenfalls große Sympathien für Bewegungen wie Fridays for Future. Auf der einen Seite würden die Gegensätze und Konfrontationen in den Gesellschaften in jüngster Zeit zwar wachsen, „auf der anderen Seite Menschen aber auch zusammenrücken, um sich für wichtige und richtige Werte stark zu machen“. Bertke: „Das ist genau das, um das es in dem Wettbewerb geht.“
Marie Heckelen und Renée Lampe gingen das Interview wie Profis an, stellten erst ein paar Routine-Fragen zur Biografie der beiden Liedermacher und nach ihren Lieblingsliedern, um dann in die Tiefe zu gehen, nach Strategien in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen zu fragen, vor denen sich die Menschen angesichts einer aus den Fugen geratenen Welt gestellt sehen.
Songs mit eigenem Dialekt
Ina Regen verriet, dass sie den Song „Und dann gehst“ gerne spielt. Obwohl oder auch, weil es darin um ein gesellschaftlich gern tabuisiertes Thema, das Sterben, geht. „Es gibt Lieder, die man lieber nicht schreiben möchte. Und doch ist es gut, wenn man es schließlich tut.“ Außerdem mag sie die Ballade „Wie a Kind“, ihr erstes Lied, das sie in „meiner Sprache, dem Dialekt“, geschrieben hat. Und das ihr den Einzug in die österreichischen Single-Charts bescherte.
Phil Siemers mag besonders Ina Regens „Was ma heut net träumen“. In dem Titel steckt für ihn eine wichtige und wahre Botschaft. Denn der Song geht weiter mit der Zeile „…wird morgen net wahr“. Der Hamburger, mit Brille und roter Wollmütze zum Interview erschienen, greift in diesem Kontext das Beispiel Greta Thunberg auf. Die Klimaschutzaktivistin aus Schweden habe mit ihrer Agenda zunächst scheinbar auf verlorenem Posten gestanden. „Doch dann hat sie eine so große weltweite Bewegung angestoßen. Das sollte für uns alle eine Ermutigung sein.“
Die beiden Schülerinnen fragten auch nach der Reaktion der Eltern auf Ina Regens umweltpolitisches Engagement. „Ich glaube, die wissen nichts davon“, scherzte die Musikerin, um gleich darauf hinzuzufügen, dass zumindest der Vater davon nicht ganz unbeeindruckt sei. „Er bezeichnet sich inzwischen selbst als Feministen.“
Vorbildfunktion von Prominenten
Schließlich wollten die Teenager wissen, ob sich die prominenten Musiker ihrer Vorbildfunktion in Sachen Klimaschutz bewusst sind. Ina Regen verwies in diesem Zusammenhang auf „Music Declares Emergency“. Der Appell wird ihrer Meinung nach nicht ganz wirkungslos verhallen, sondern durchaus ernst genommen. Selbst nehme man den Zug, wenn es zum Konzert gehe, vermeide Flugreisen und übergebe den Veranstaltern einen Anforderungskatalog, in dem das Plastikflaschenverbot ganz oben stehe. Phil Siemers verriet, dass er sich anfangs nicht getraut hatte, Umweltthemen in seine Songs zu packen. „Das setzt ganz viel Selbstvertrauen voraus.“ Ina Regen fiel dazu ein, dass einerseits „Kunst gar nichts muss“, aber anderseits „Unterhaltung ganz viel Haltung benötigt“.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/landkreis-osterholz/gemeinde-hambergen/schueler-der-kgs-hambergen-interviewen-ina-regen-und-phil-siemers-doc7tt3ko46ldf1nb5q7jpu (erschienen am 23.01.2024).