Die Kooperative Gesamtschule in Hambergen ist neuerdings sogenannte Fobizz-Schule. Der Anbieter ist spezialisiert auf digitale Tools und künsltiche Intelligenz (KI). Wie sein Portal der Schule helfen soll.
Von Peter von Döllen
Die Schülerinnen Emma Wallach (hinten) und Sophie Haase von der KGS Hambergen arbeiten an einem iPad. Foto: Peter von Döllen
Etwa jede zweite Lehrkraft in Deutschland hat bereits künstliche Intelligenz (KI) für schulische Zwecke genutzt. Das besagt eine Studie von Bitkom, dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche. Knapp 30 Prozent der Befragten haben bisher keine KI eingesetzt, wollen es aber versuchen. Über Digitalisierung und neuerdings auch künstliche Intelligenz wird inzwischen viel diskutiert, wenn es um Schule und Unterricht geht. Einige Länder, etwa Schweden, rudern inzwischen ein wenig zurück, heißt es in Fachkreisen. „Die Künstliche Intelligenz ist da. Wir müssen das pädagogisch aufnehmen“, sagt Dennis Büschke dazu. Er ist Lehrer an der Kooperativen Gesamtschule Hambergen (KGS) und dort für IT-Kommunikation und Digitalisierung verantwortlich. Andernfalls, so der Pädagoge, würden junge Menschen KI ohne pädagogische Begleitung nutzen.
Die KGS sei auf einem guten Weg, findet die didaktische Leiterin der KGS, Janett Pundsack. Gerade wurde die Schule in Hambergen zur sogenannten Fobizz-Schule. Keine Auszeichnung, die mit einer besonderen Leistung verknüpft ist – eher ein Etikett nach außen, wie Pundsack einordnet. Trotzdem: Die Zusammenarbeit mit Fobizz bringe Lehrern, Eltern und Schülern einige Vorteile. Davon sind Pundsack und Büschke überzeugt.
Was ist Fobizz?
Fobizz ist ein kommerzielles Unternehmen, das Schulen Dienstleistungen im Bereich der Digitalisierung anbietet, und dazu gehört auch künstliche Intelligenz. „Zunächst ging es uns um die Fortbildung“, sagt Janett Pundsack. Fobizz bietet laut eigenen Aussagen rund 350 Online-Kurse an. Das sei ideal für die KGS, erläutert Pundsack. Sie weiß: „Die Kollegen sind auf einem unterschiedlichen Stand.“ Bei Fobizz könne sich jeder auf seinem individuellen Level fortbilden. Keiner müsse dazu irgendwo hinfahren, sondern könne die Kurse nutzen, wenn Zeit dazu sei. Das Angebot fängt beim Basiswissen an. So werde beispielsweise auch erklärt, wie ein iPad funktioniere, sagt Dennis Büschke.
Was bietet die Plattform noch?
Fobizz hält darüber hinaus Unterrichtsinhalte und Lehrmaterialien bereit, welche direkt an die Schulungen anknüpfen. Sie können einfach in den Alltag integriert werden. Das will auch die KGS ihren Lehrern ermöglichen. Integriert ist darüber hinaus auch ein Zugang zu künstlicher Intelligenz. Dahinter steht unter anderem auch der bekannte Dienst Chat-GPT. Fobizz verspricht gleichwohl eine datenschutzkonforme Anwendung.

Wie kann die KI genutzt werden?
Lehrer können beispielsweise Fragen stellen wie „Wie sähe eine gute Unterrichtsstunde zum Thema xyz aus?“ Schülern bietet sich die Option für Verbesserungen an: „Prüfe meinen Text auf Rechtschreibung und erläutere meine Fehler“. Auch Aufgabenstellungen wie „Analysiere meine Interpretation…“ seien erfolgversprechend. „Wir raten aber davon ab, die Künstliche Intelligenz für Recherche zu nutzen“, betont Dennis Büschke.
Was machen andere Schulen im Landkreis?
Alle Schulen im Landkreis Osterholz seien in Sachen Digitalisierung auf dem Weg, erklärt ein Sprecher des Medien-Kompetenzzentrums. Die Schulen gingen das Thema individuell an und seien unterschiedlich weit. Während die einen sich intensiv um Schulungen und Unterrichtsmaterialien kümmern, versuchen andere erste Schritte in Sachen KI, beispielsweise mit einem einfachen privaten Zugang zu Chat-GPT. Das Kompetenz-Zentrum biete den Lehrkräften seine Hilfe an.
Wie teuer ist Fobizz?
Eine Schullizenz für 10 bis 39 Fortbildungs-Nutzer kostet 1500 bis 2000 Euro pro Jahr. Die KGS muss die neue Anwendung aus ihrem Schulbudget bestreiten. „Das ist es uns aber wert“, sagt Janett Pundsack dazu. Fobizz hat mit Rheinland-Pfalz, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sogenannte Länderlizenzen abgeschlossen. Dort können Schulen die Plattform ohne eigene Kosten nutzen. In Niedersachsen gibt es diese derzeit nicht. Wie die Kollegen der KGS würde es auch André Schlenker, kommissarischer Direktor-Stellvertreter und didaktischer Leiter der Integrierten Gesamtschule (IGS) Osterholz-Scharmbeck, nach eigenen Angaben sehr begrüßen, wenn es in Niedersachsen ein ähnliches Modell gäbe.
Beispiel IGS Osterholz-Scharmbeck
„Wir stecken in den Anfängen“, sagt André Schlenker. Es gebe Lehrer, die sich selber Wissen angeeignet haben. Andere müssten sich noch fortbilden. Die IGS hat einen ähnlichen Weg gewählt wie die KGS. Sie nutzt aber einen anderen Anbieter. Statt Fobizz verwendet die Schule das Portal Schul-KI, das ein wenig bescheidener wirkt als Fobizz. „Wir bezahlen die Lizenzen auch über das Schulbudget“, erklärt Schlenker.
Was plant die KGS bei der Digitalisierung?
Digitale Medien bergen auch Risiken: Fake News, Propaganda und Cybermobbing gehören dazu. Wichtig ist deshalb die Vermittlung von Medienkompetenz für die Schüler. An der KGS Hambergen gibt es deshalb auch Präventions- und Beratungsangebote: Medienscouts, Medienhelden, Smiley und die Aktion „Wir sind stark!“. Das erfordert aber eine entsprechende EDV-Ausrüstung.
Wie gut ist die KGS ausgerüstet?
Die Samtgemeinde Hambergen sorge als Schulträger für eine gute Ausstattung, findet Dennis Büschen. Gerade werden 14 weitere Smartboards installiert und damit verfügt nun jeder Klassenraum über ein solches Gerät. Zudem stehen 120 iPads zur Verfügung, die im Unterricht genutzt werden können. Zwei vollausgestattete Computerräume sind ebenfalls vorhanden. Derzeit beschäftigt sich eine Arbeitsgemeinschaft mit einer möglichen Einführung von iPad-Klassen ab dem siebten Jahrgang, die anschließend hochwachsen könnten. Eine offene Frage ist, wie alle Schüler mit einem eigenen Gerät ausgestattet werden können.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/landkreis-osterholz/die-kgs-hambergen-setzt-auf-kuenstliche-intelligenz-doc7z8yqqmkz4x19b0fejvf (erschienen am 03.03.2025).