Lesung „Tschick“
Nicht mehr unüblich ist es, Lesungen als Teil des Deutschunterrichtes zu besuchen. Für einige Schüler/innen heißt das, Langeweile und Konzentrationsvermögen oder für den überwiegenden Teil Quatschen und Desinteresse. Selbstverständlich ist es, dass Lesungen nicht für solch respektloses Verhalten gemacht worden sind, sondern dafür da sind, um das Wissen zu der jeweiligen Lektüre zu verstärken. Doch am 22.September 2016, als die Deutschkurse des 10. Jahrgangs, (Gymnasium) die Lesung Rainer Rudloffs aus dem Buch „Tschick“ besuchten, war die Stimmung in der Hamberger Bücherei nicht geprägt von Aspekten wie Desinteresse und Geringschätzigkeit, sondern der Raum war gefüllt mit Aufmerksamkeit und teilweise auch mit Gelächter. HASCH hatte nach der Lesung die Möglichkeit dem Autor einige Fragen zu stellen.
Die Lesung des Schauspielers Rainer Rudloff hob sich merklich von „normalen“ Lesungen ab, er unterstrich das faszinierende Spiel mit seiner Stimme, durch dynamische Gestikulation. Rudloff las ausgewählte Stellen des Buches vor, erläuterte allerdings die weitere Handlung, zwischen den Stellen, immer selbstständig. Entschieden hat er sich nicht selbst für das Buch, es ist Teil seines vorgeschriebenen Programmes, allerdings sagte er uns, dass er die Lebensgeschichte des Autors bemerkenswert und interessant findet. Vor allem erstaunlich empfand er die Zeit, in welcher Wolfgang Herrndorf das Buch fertig stellte. Im Jahre 2010 bekam der Autor die Diagnose, dass er einen bösartigen Gehirntumor hatte. Nach dieser Feststellung änderte er sein gesamtes Leben, er stellte beispielsweise seinen Jugendroman „Tschick“ in Rekordzeit fertig, an welchem er zuvor viel länger gearbeitet hatte. Nachdem sich sein Gesundheitszustand dauerhaft verschlechterte, nahm er sich am 26. August 2013 das Leben. Außerdem erzählte uns der Vorleser, wie er es schafft, so frei und offen vor großem Publikum vorzulesen und dazu zu gestikulieren. Er sagte, es sei das Publikum, welches ihn so beflügelte, er sieht dieses als seinen Spielpartner oder Handelswerkzeug. Alleine könne er nicht so aus sich herauskommen, allerdings ist es ein riesiger Störfaktor, wenn einige im Publikum ihr eigenes Ding durchziehen, wichtig ist es nämlich, sich auf diese außergewöhnliche Art von Lesung einzulassen. Die Atmosphäre, während der Lesung in der Bücherei Hambergen war relativ angenehm und aufmerksam für den Autor, auch wenn es einige Ausnahmen gab, die sich lieber in Privatgespräche vertieften.
Jennifer Czeplinski & Megan Marie Brinkmann